Am Sonntag dem 07.01.2018 waren Vertreter der Absolvia Fürth von 1877 zu Gast bei der Freiwilligen Feuerwehr in Seukendorf.
Die Absolvia versteht sich als Zusammenschluss von Schülern und ehemaligen Schülern der Fürther Gymnasien. Gründungsmitglieder waren der spätere Bildhauer Johannes Götz, der spätere Hotelier Georg Kütt und der spätere Buchdruckereibesitzer Hermann Schröder, welche die Absolvia am 15. Mai 1877 auf dem Weg zur Alten Veste geründeten. Wir wollen die in der Schule geschlossenen Freundschaften für das Leben bewahren. Wir pflegen das freundschaftliche Miteinander von Jung und Alt und fördern die Gemeinschaft der verschiedenen Generationen, d.h. Schüler, Berufstätige und Rentner begegnen sich auf Augenhöhe und werden Freunde. Mit unseren Bundesbrüdern verbinden uns Treue, gegenseitige Unterstützung und Toleranz. Die Mitgliedschaft dauert ein Leben lang, deshalb verstehen wir uns als „Lebensbund“.
Nachdem sich alle Teilnehmer am Feuerwehrhaus in Seukendorf eingefunden hatten, wurden wir sehr herzlich von dem 1. Kommandanten Jörg Bohun, dem stv. Kommandanten Stefan Kutzberger und Bundesbruder Michael Popp begrüßt.
Zuerst folgten einführende Worte zur Freiwilligen Feuerwehr im Allgemeinen, danach speziell zur FFW in Seukendorf.
Als am 17. Juli 1841 im sächsischen Meißen die erste Freiwillige Feuerwehr Deutschlands gegründet wurde, war die Zeit überreif für diese Idee. Und sie passte perfekt zu den immer selbstbewussteren Bürgern: Die Freiwillige Feuerwehr war militärisch durchorganisiert, hatte feste Statuten und handelte ehrenamtlich. Betrachtet man den Verlauf der Geschichte, so war das der Anfang für immer mehr Neugründungen. Ab ca. 1865 nimmt die Anzahl der Feuerwehren in Bayern jedoch sprungartig zu. Dies ist auf die wiederholte Aufforderung der bayrischen Regierung, unter der damaligen Führung von unserem Prinzregent Luitpold von Bayern an die Bezirksämter zurückzuführen, die Gründung von Feuerwehren zu fördern. Von dieser Zeit an wurden die Vereine dann durch staatliche Gelder unterstütz. Derzeit gibt es in Bayern sieben Berufsfeuerwehren (Augsburg, Fürth, Ingolstadt, München, Nürnberg, Regensburg und Würzburg), freiwillige Feuerwehren gibt es 7611. Diese statistischen Daten stammen von der Homepage vom Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr unter der Rubrik „Daten und Fakten- Stand 2016“.
Die Freiwillige Feuerwehr in Seukendorf wurde im Jahr 1878 gegründet und feiert somit dieses Jahr ihr 140-jähriges Bestehen. Glückwunsch zu dieser schon sehr langen andauernden Tradition. Die Gemeinde Seukendorf liegt im mittelfränkischen Landkreis Fürth und ist Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Veitsbronn. In der Gemeinde leben circa 3150 Einwohner, die aus fünf Ortsteilen besteht. Diese Wehr ist nur für den jeweiligen Ortsbereich zuständig; in diesem Fall nur für die Flur Seukendorf.
Unter den vier Grundtätigkeiten „Retten, Löschen, Bergen, Schützen“ handelt jede Feuerwehr.
Das Retten ist die wichtigste Aufgabe der Feuerwehr und besteht in der Abwendung von lebensbedrohlichen Gefahren für Menschen und Tiere, sei es durch Feuer, Überschwemmungen oder einen Unfall.
Unter Löschen versteht man die Bekämpfung von Schadensfeuern, also Maßnahmen zum abwehrenden und vorbeugenden Brandschutz.
Das Bergen von Sachgütern bei Hochwasser, technische Unterstützung beispielsweise das Auspumpen von Kellern gehört ebenfalls zum Aufgabenbereich der Feuerwehren.
Unter Schützen versteht man, die Gefahrenabwehr für die Umwelt. Eindämmung von Ölunfällen und Beseitigung von Ölspuren auf Straßen können hier als Beispiele aufgeführt werden.
Um sich mit den ganzen Aufgaben konkret vertraut zu machen, bedarf es einer langwierigen intensiven Ausbildung. Der Einstieg zur Feuerwehr kann allerdings schon in der Jugend ab 12 Jahren stattfinden. Man spricht daher von der Jugendfeuerwehr.
Hat man jedoch schon das 16. Lebensjahr vollendet, kann man mit der Grundausbildung beginnen. Diese umfasst ca. 70 Stunden theoretischen und praktischen Unterricht. Ebenso muss dazu ein Erste-Hilfe-Kurs mit ca. 16 Stunden absolviert werden.
Hat man die Prüfung erfolgreich absolviert, also das sogenannte Basismodul erreicht, darf man mit zu einem Einsatz ausrücken. Im Anschluss an das Basismodul kann man sich u.a. zum Sprechfunker, Maschinist, Truppführer und Atemschutzträger -um nur einige Beispiele zu nennen-, weiterbilden lassen. Nicht nur in der Theorie kann man sich weiterbilden, sondern auch in der Praxis kann man sich untereinander messen. Die sogenannte FCC (Firefighter Combat Challenge) bietet hierfür die Platfform. Bei dieser Art von Wettkampf kommt es sehr auf Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer an. Der Wettkampf im Groben besteht aus fünf Stationen. Bei der ersten wird am Fuße eines 12m hohen Turmes von der Startlinie aus begonnen. Zuerst muss ein Schlauchpaket (19kg) den kompletten Turm hochgetragen und oben in eine Box abgelegt werden. Ist das dann geschafft, geht es danach zu Station zwei. Oben von der Plattform des Turmes aus, muss ein Schlauchpaket (19kg) von unten nach oben gezogen und ebenfalls in eine Box abgelegt werden. Danach muss der Turm hinuntergelaufen werden. Nun kommt die Station drei ins Spiel: Nach dem Hinunterlaufen vom Turm rennt der Teilnehmer zu der Keiser Force Machine und nimmt einen Hammer (4 kg) auf. Mit diesem muss er ein Gewicht von 72,5kgüber eine Strecke von 1,50 m nach hinten schlagen. Ist das ebenfalls geschafft folgt nun die vierte Station. Bei dieser muss der Teilnehmer einen 42,5 m langen Slalomkurs absolvieren, ohne eine Pylone zu vergessen oder umzureißen. Am Ende des Slalomkurses nimmt der Teilnehmer ein geschlossenes Strahlrohr (C) auf und läuft mit dem bereits mit Wasser gefüllten Schlauch 22,8 m nach vorne. Nach dem Passieren einer Schwingtür, darf der Teilnehmer das Strahlrohr öffnen und muss ein Ziel mit dem Wasserstrahl treffen. Danach muss der Teilnehmer das Strahlrohr schließen und ablegen. Nun folgt die fünfte und letzte Station. Der Teilnehmer muss eine Übungspuppe von 80 kg aufnehmen und zieht diese rückwärts mit dem „Rautekgriff“ ca 30 m bis zum Ziel. Das Tragen der Puppe ist nicht gestattet. Die Puppe darf auch nicht an ihrer Kleidung, Armen und Beinen angefasst werden – also nur im „Rautekgriff“. Die Zeit wird angehalten, wenn der Teilnehmer und die Puppe komplett über die Ziellinie sind. Während dem ganzen Wettkampf ist die Atemschutzmaske , das Atemschutzgerät und die komplette Schutzkleidung 8 auch Feuerwehrstiefel, Helm und Handschuhe zu tragen. Ebenfalls sind alle Stationen hintereinander ohne Pause zu bewältigen. Nach Recherche im Internet hat der beste Teilnehmer an der 4. Bavarian Firefighter Combat Challenge 2017 eine Zeit von 1:29.06 Minuten erreicht.
Ohne Worte !!!
Wie erfolgt nun eine Alarmierung? Wird die deutschlandweite kostenlose Rufnummer 112 gewählt, so gelangt dieser Anruf in die zentrale Leitstelle. Diese erfasst den eingehenden Notruf auf ihren Systemen und priorisiert den Einsatz nach Dringlichkeit und entscheidet, welche Mittel in Frage kommen. Es wird dann die Alarmierung per Funk angesteuert. Diese erfolgt dann durch Auslösung von Sirenen, per Funkmeldeempfänger (Piepser) und per SMS. Da die Feuerwehr in Seukendorf auf freiwilliger Basis arbeitet, kommt der oder diejenige der/die gerade Zeit hat oder sich die Zeit nehmen kann ins Feuerwehrhaus, legt seine Einsatzkleidung an und klettert in die Fahrzeuge.
Laut Angaben des stv. Kommadanten liegen die Einsatzzahlen bei ca. 50 Einsätzen über das Jahr verteilt, letztlich einer in der Woche. 2017 war das allerdings anders. Das schwere Unwetter im August richtete erheblichen Schaden in Franken an. Allein für dieses Jahr stieg die Zahl der Einsätze auf 108. An dieser Stelle sei gesagt, dass die Gemeinde für die finanzielle Unterstützung der FFW Seukendorf zuständig ist. Das heißt aber nur, dass Material, Bekleidung oder Betriebs- und Verbrauchsstoffe gestellt werden.
Eine Vergütung erhalten die Feuerwehrmänner und Frauen weder für Einsätze, noch für Arbeitsdienste rund ums Feuerwehrhaus und Fahrzeugwartung und Pflege. Sie tun dies ehrenamtlich unter ihrem Leitspruch:
Gott zur Ehr den nächsten zur Wehr
Der ausführlichen Einleitung folgte dann ein Rundgang durch das Gebäude. Von Schulungsräumen über einen Fitnessraum, dem Büro des Kommandanten ebenso wie einer voll ausgestatteten Küche ist an dem Standort alles vorhanden.
Jetzt ging es endlich in die Fahrzeughalle. Unter der Leitung von Stefan Kutzberger und Bundesbruder Michael Popp sind uns dann die einzelnen Fahrzeuge mit ihren technischen Geräten nähergebracht worden. Jeder der wollte, konnte dann selbst Hand an den Geräten anlegen, um sich zu vergewissern wie schwer oder handlich beispielsweise Strahlrohre, Hydraulikscheren und Spreizer usw. sind. Selbstverständlich konnten wir uns auch in die Fahrzeuge setzten um einen Eindruck der Dimension der Fahrzeuge zu bekommen.
Neben einem HLF (Hilfeleistungslöschfahrzeug), einem LF (Löschfahrzeug), einem MZF (Mehrzweckfahrzeug) und einem TSF (Tragkraftspritzenfahrzeug) hat die Feuerwehr in Seukendorf ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den umliegenden Wehren. Das ist ihr sehr geschätzter Anhänger zur Verkehrssicherung. Auf diesem ist das ganze Material untergebracht, dass benötigt wird, um eine Unfallstelle vor dem noch laufenden Verkehr abzusichern. Betrachtet man nun ein Fahrzeug, das LF etwas genauer, so kann man sagen, dass dieses Fahrzeug eine rollende Werkzeugkiste ist. Alles was für einen Einsatz benötigt wird, findet man auf diesem. Im hinteren Teil des Fahrzeugs findet man alles was die Wasserentnahme bzw. -förderung anlangt. Im Speziellen sind das Pumpen, Schläuche, Armaturen und ein Tank, für eine bestimmte Menge an Wasser, dass zum Einsatzort gefahren wird. Im vorderen Teil des Fahrzeugs sind dann Gegenstände für die technische Hilfeleitung untergebracht. Von einer Kettensäge bis hin zur Rettungsdecke, ja sogar eine Kaffeemaschine finden dort ihren Platz.
Den krönenden Abschluss der Veranstaltung bildet das Gemeinschaftsfoto vor dem HLF, dass extra für uns vor die Halle gefahren wurde. Mit dem ferngesteuerten, ausgefahrenen pneumatischen Lichtmast konnten wir uns letztendlich auch das Blitzlicht sparen.
Um die außerordentlich interessanten Eindrücke zu verarbeiten und sich über die anerkennenswerten Leistungen der Feuerwehren auszutauschen, haben wir uns mit den beiden Feuerwehrmännern in der Gaststätte zum „Roten Ross“ in Seukendorf zusammengesetzt und den Abend mit leckeren griechischen Speisen ausklingen lassen
Abschließend sind zwei Dinge an dieser Stelle sehr hervorzuheben:
Zum einen hat man einen genauen Einblick und vor allem einen sehr großen Respekt vor der ehrenamtlichen Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr Seukendorf bekommen.
Zum anderen möchten wir uns im Namen der Absolvia Fürth nochmals recht herzlich bei den Veranstaltern bedanken. Es war ein sehr schöner und informativer Sonntag!
Wer nicht dabei war, hat wirklich etwas verpasst.
(Bericht und Fotos Absolvia Fürth)